Während jährlich Abertausende in die Toscana pilgern, führt deren
südliche Nachbarregion Umbrien noch ein scheinbares Schattendasein - zu Unrecht.
Wer schon einmal ein paar Tage im grünen Herz Italiens verweilen konnte,
wird uns uneingeschränkt zustimmen können: Umbrien ist wunderschön
und braucht in keinster Weise einen Vergleich mit der Toscana scheuen.
Die Toscana besticht durch solche Städte wie Siena und Florenz; in Umbrien
ist es eher die Vielzahl kleinerer mittelalterlicher Orte, die den Charme und
den Reiz dieser Region ausmachen. Städte wie Gubbio, Todi, Spoleto oder Orvieto
verzaubern den Besucher auf den ersten Blick. Da wo in der Toscana einzeln stehende
Gehöfte die Landschaft prägen, sind es hier fast immer uralte wehrhafte
Dörfer und Städte, die die sanft geschwungenen Hügel krönen
oder sich an die Hänge großer Berge schmiegen.
Umbrien, das sind riesige Wälder und Olivenhaine. Man findet hier eine exzellente
und leckere Küche: Trüffel, Wurst und Schinken vom Wildschwein, Pilze
und Obst im Überfluß, hausgemachte Pasta und bäuerliche Pancanella,
Fische aus dem Lago Trasimeno und Weine aus der Umgebung von Orvieto. Umbrien
ist aber auch ein Land des Glaubens und der Heiligen. Allen voran: der Heilige
Franz von Assisi.
Blick auf San Francesco
Santa Maria del Angeli
Assisi
Spätestens seit dem schweren Erdbeben von 1997 und den damit einhergehenden
Zerstörungen ist Assisi vielen Menschen wieder in Erinnerung. Die verheerenden
Folgen sind mittlerweile aufgrund einen regelrechten Bauwut fast vollständig
überwunden. Und so erstrahlt Assisi heute wieder in neuem Glanz für
seinen größten und bedeutendsten Sohn: den heiligen Franz von Assisi.
Wir haben unseren Besuch zunächst ein wenig außerhalb der Stadt begonnen
- in der Wallfahrtskirche Santa Maria degli Angeli. Diese ist über
der kleinen bescheidenen, von Franz bevorzugt besuchten Kapelle errichtet. Beeindruckend
und nachdenklich stimmend zugleich. Hier offenbarte sich für uns ein Widerspruch,
der sich durch alle Stationen des Lebens des Heiligen hinziehen wird. Die Schlichtheit
seiner Person, seiner geliebten Plätze und auch sein Grab stehen im krassen
Widerspruch späterer Pracht und unermeßlichen Reichtums. Er, der sich
zeitlebens den Armen und Kranken angenommen, Demut und Liebe gepredigt hat - wird
vermarktet. Man möge uns verzeihen, denn in Asissi findet man viele prachtvoll
und wunderschön ausgestattete Kirchen, aber ein leichter Beigeschmack bleibt.
Fährt man von Santa Maria degli Angeli weiter in Richtung Assisi, eröffnet
sich einem plötzlich ein phantastisches Panorama. Selbst von einem tiefer
gelegenen Standpunkt scheint man faktisch den ganzen Ort zu überblicken:
die einmalige Doppelkirche San Francesco, Santa Maria Maggiore
und Santa Chiara, der Glockenturm des Doms sowie die alles überragende
Rocca Maggiore. Zu letzterer sollte man später den Aufstieg wagen,
denn der weite Blick über die Dächer von Assisi und die Landschaft.
Eine Besichtigung der alten Stauferburg ist trotz Baumaßnahmen möglich
und man kann sich hier auch einmal innerhalb einer Mauer bewegen.
Santa Maria sopra Minerva
Highlights hat Assisi viele zu bieten. Man sollte sich auch nicht einbilden, die
relativ kleine Stadt an einem Tag "abhaken" zu können - es würde
halt nur oberflächlich sein. Santa Chiara und San Francesco sind zweifellos
für Gläubige und kunsthistorisch Interessierte die Höhepunkte.
Beide mit wundervollen Fresken ausgestaltet - man kommt selbst heutzutage aus
dem Staunen nicht heraus. Wie mag es wohl einem Besucher vor ein paar hundert
Jahren ergangen sein? Während San Francesco ganz im Zeichen des heiligen
Franz steht, hier ist u.a. auch sein Grab, ist die Klosterkirche Santa Chiara
der heiligen Klara gewidmet.
Sehenswert ist auch das alte römische Theater, das heißt,
zu sehen ist ja nicht mehr viel. Im Mittelalter mußte es als Fundament für
Häuser herhalten. Und so ist die Arena heute ein Garten. Ähnlich erging
es dem alten Minerva-Tempel, der seit 1539 die Kirche Santa Maria sopra
Minerva ist. Zumindest haben sie ihm seine schöne Fassade und einen Teil
im Namen gelassen ;-)
Abschließend noch ein Tip für die Heimfahrt. Nochmals anhalten und
einen Blick zurückwerfen - dieser Anblick Assisi's wird sich einprägen
und einem noch lange schöne Erinnerungen bewahren. ...zurück
Gubbio
Zweifellos einer der Höhepunkte Umbriens: Gubbio. Im Nordosten gelegen, nahe
der Grenze zu Marken, schmiegt sich die alte Stadt gleichsam an "ihren"
Berg, den 487 m hohen Ingino. ...weiter
Lago Trasimeno
Der im Grenzgebiet zwischen Toscana und Umbrien liegende und mit 128 km2
viertgrößte See Italiens bietet sich als das ideale Urlaubsziel für
Umbrien und die Südtoscana geradezu an. ...weiter
Orvieto
Die bezaubernde Stadt im Südwesten Umbriens scheint sich seit uralten Zeiten
irgendwie zwischen Himmel und Erde zu halten. ...weiter
Perugia
Perugia ist eine quirlige lebendige Großstadt, deren ganzer Charme sich uns erst
nach dem zweiten Blick erschlossen hat. ...weiter
Spoleto
Während man in anderen umbrischen Städten auf Schritt und Tritt zumeist
auf die Etrusker trifft, haben in Spoleto insbesondere die alten Römer bedeutende
Zeugnisse hinterlassen. ...weiter
Todi
Den ersten Anstoß für eine Reise nach Umbrien gab es wohl indirekt, versteckt
unter leckerer Pizza Quattro Formaggi, gutem Wein und einigen Gläsern Grappa.
...weiter
Umbrien ist eine Region, in der es noch unendlich viel zu entdecken gibt und die
noch bedeutend ursprünglicher als die Toscana ist. Wer einmal hier war, der
wird seine ganz eigenen Erinnerungen mit nach Hause bringen: ein nächtlicher
Spaziergang durch die stillen Gassen eines kleinen mittelalterlichen Dorfes (Monte
del Lago?) oder ein wunderbarer Sonnenuntergang (in San Feliciano am Lago Trasimeno?).